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Niedrigschwellige Lernangebote in Kleingruppen: Beispiel ARCHE Neuenhagen bei Berlin

Ziel

Im Mehrgenerationenhaus ARCHE Neuenhagen bietet der IB Berlin-Brandenburg niedrigschwellige Lernangebote für gering literalisierte Erwachsene in Kleingruppen an. Diese zielen darauf ab, die Chancen zur Teilhabe an Alltag und gesellschaftlichen Leben zu verbessern und das Selbstwertgefühl der Teilnehmer*innen zu stärken. Weiteres Ziel ist die Vorbereitung eines Übergangs in ein strukturiertes Lese- und Schreibangebot (z.B. bei der VHS).

Zielgruppe

Das Lernangebot richtet sich an gering literalisierte Frauen und Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren, die in Deutschland aufgewachsen sind und für die keine Schulpflicht mehr besteht. Sie stehen bereits im Berufsleben oder streben erst noch einen Beruf an. Die Lehrenden gehen auf die individuellen Lernbedürfnisse ein, daher wird auch kein bestimmtes Alpha-Level für die Teilnahme voraus-gesetzt. Bedeutsam ist vielmehr die persönliche Motivation und Bereitschaft, die eigene Situation verändern zu wollen.

Durchführungsort

Lernort ist die ARCHE Neuenhagen, ein angenehmer Begegnungs- und Freizeit-ort, der nicht an Schule mit möglicherweise schwierige Erfahrungen erinnert. Die ARCHE Neuenhagen ist technisch auf dem neuesten Stand, was auch die Erarbeitung von Themen im Bereich der digitalen Grundbildung gut ermöglicht.

Methodische Herangehensweise

Das Angebot ist freiwillig und spielerisch, klassische Unterrichtssituationen hingegen werden vermieden. Die Angebote finden im kleinen Lernkreis oder als Einzelunterricht statt. Der Unterricht ist teilnehmendenorientiert und somit stets auf die individuellen Lern- und Trainingsbedarfe der Teilnehmer*innen hin ausgerichtet. Bei der Gestaltung der Angebote ist die Berücksichtigung der persönlichen Lebenswelt der Teilnehmenden maßgeblich. Die Nutzung von Tablet oder Smartphone ist in allen Angeboten vorgesehen, sodass gleichzeitig immer auch digitale Grundbildung vermittelt wird.


In niedrigschwelligen Lernangeboten werden kreative Ansätze genutzt.

Im Wesentlichen bewegen sich die Lernsettings in folgenden Themenfeldern

  1. Private Alltagssituationen: 
    Gemeinsam werden wichtige Alltagssituationen mit schriftsprachlichen Anforderungen identifiziert, die für die Teilnehmenden oft eine große Herausforderung darstellen. Diese Situationen werden im Angebot gezielt trainiert, um mehr Sicherheit für den Umgang mit diesen zu gewinnen. Dies kann z.B. die Nutzung von Onlinebanking sein oder auch das Ausfüllen von Überweisungen, Einkaufen mit einer Einkaufsliste, Lesen von Fahrplänen, Verstehen und Ausfüllen von Anträgen aber auch z.B. das Training für den theoretischen Teil der Führerscheinprüfung. Die Teilnehmenden können in ihrem Alltag somit direkt von dem im Angebot Erlernten profitieren.

  2. Familie (Family Literacy):
    Geringe Literalität eines Elternteils kann den Familienalltag belasten z.B. in Hinblick auf schulische Belange. Im Lernangebot wird daher z.B. das Schreiben von Entschuldigungszetteln oder das Lesen und Beantworten von Mitteilungen der Lehrer*innen eingeübt. Verbesserte Lese- und Schreibkenntnisse bedeuten, dass Kinder und Enkelkinder in der Schule besser unterstützt werden können. Dazu zählt auch, dass Vorleserituale im familiären Rahmen wie z.B. die Gute-Nacht-Geschichte am Abend gezielt unterstützt werden, da sich dies nicht nur auf die schulische sondern auch auf die familiäre Situation sehr positiv auswirkt.

  3. Essen und Ernährung (Food Literacy):
    Auch über dieses Thema lassen sich viele Lese- und Schreibanlässe trainieren und so der Schriftsprachgebrauch stärken. So werden mit den Lernenden Rezeptkarten entwickelt, es wird gemeinsam eingekauft und nach Rezept gesund gekocht.

  4. Ausbildung:
    Mit speziellen Übungsangeboten werden Auszubildende in Kleingruppen unterstützt. Hierzu zählen Übungen z.B. zum Führen eines Berichtsheftes, Lesen von beruflichen Ausbildungstexten oder zum Notizen machen im Unterricht.

  5. Beruf:
    Die Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeiten erhöht berufliche Chancen und die Arbeitszufriedenheit. Für mehr schriftsprachliche Sicherheit im Berufsleben werden z.B. das Lesen und Schreiben von E-Mails, das Verstehen von Arbeitssicherheitshinweisen oder das Lesen und Verstehen von Arbeitsanweisungen trainiert.

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